So schön der abgelaufenen Sommer wettertechnisch auch gewesen sein mag, wird er Daniel Allerstorfer nicht allzu gut in Erinnerung bleiben. Für den 25-Jährigen fühlte er sich wie eine einzige, lange Geduldsprobe an.

Rückblende: Bei Trainings nach dem Grand Prix Ende Februar in Düsseldorf treten beim Petringer plötzlich Probleme auf. Nacken- und Schultermuskulatur machen auf einer Seite komplett zu. Es ist rasch klar, dass es eine nervliche Angelegenheit ist, da es bis in die Finger ausstrahlt. Erst bei einhergehenden Untersuchungen wird das ganze Ausmaß der Verletzung deutlich: ein zweifacher Bandscheibenvorfall in der Nackenwirbelsäule.

Eine Diagnose wie ein Hammer.

"Das Dumme bei so einer Verletzung ist, dass dir da niemand genau sagen kann, wie lange so etwas dauert", sagt Allerstorfer, für den es die erste schwere Verletzung seiner Karriere war. Während im Frühjahr die EM in Tel Aviv und der Auftakt in die Olympia-Qualifikation vorbeizogen, konnte der Schwergewichtler nur intensiv therapieren, was allerdings erste Fortschritte brachte.

Diese ließ er sich von unterschiedlichen Ärzten bei Untersuchungen bescheinigen – jedoch waren diese nicht einer Meinung, was den richtigen Zeitpunkt für sein Comeback anging. Ist es noch zu früh? Sollte er noch etwas warten? Geht es eigentlich eh schon?

Letzten Endes wurde es für Allerstorfer mehr oder weniger zu einer Rückkehr "auf eigene Gefahr". 

European Cup gab Auftrieb

Vor diesem Hintergrund mutierte der European Cup in Bratislava Anfang September zum ultimativen WM-Härtestest. Dieser sollte ihm zeigen, ob er auch in Wettkampfsituation voll belastbar ist. Rund 200 Tage nach seinem bis dahin letzten Turniereinsatz gewann Allerstorfer drei von vier Kämpfen und wurde Dritter.

"Das hat mir enorm viel Sicherheit und auch Zuversicht gegeben", sagt der Heeressportler, der seither auch keinerlei Folgeerscheinungen der Verletzung mehr bemerkt haben will. "Davor – bei der WM-Vorbereitung in Papendal – habe ich es noch leicht gespürt, aber seit Bratislava nicht mehr."

Ein bisschen Olympia-Arithmetik

Frohen Mutes trat Allerstorfer am Sonntag die Reise nach Baku an. Auch wenn er sich selbst noch nicht bei hundert Prozent sieht. "Kraftmäßig habe ich noch etwas Rückstand", weiß Allerstorfer, der den sonst üblichen Kraftblock in der Vorbereitung diesmal eben nicht absolvieren konnte. 

Die WM deswegen auszulassen, wäre freilich Unsinn gewesen. Zwar mag eine Wiederholung seines siebten Platzes aus dem Vorjahr unter den gegebenen Umständen unwahrscheinlich wirken, ist die WM für die Olympia-Qualifikation von enormer Bedeutung. Bei keinem Turnier gibt es mehr Punkte als bei den Titelkämpfen in Baku.

Gelingt es Allerstorfer beispielsweise seinen Auftaktgegner Oleksandr Gordiienko (UKR) zu schlagen, steht er im 1/16-Finale, das ihm bereits 320 Punkte einbringt, was wiederum schon beinahe so viel bringt wie ein dritter Platz bei einer EM oder einem Grand Prix (jeweils 350).

Ähnlich verhält es sich auch bei Sabrina Filzmoser. Aus dem Umfeld der Welserin war zu hören, dass sie in Baku angeschlagen an den Start gegangen war. Durch den 1/16-Finaleinzug nimmt die 36-Jährige jedoch die besagten 320 Punkte mit, was ihr bestdotiertes Ergebnis in der laufenden Olympia-Kampagne darstellt. Da für die Spiele in Tokio die Damen-Starterzahlen in den einzelnen Klassen jenen der Herren angepasst wurden, hilft dieses Ergebnis Filzmoser sogar noch mehr, als es etwa vor vier Jahren getan hätte. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Yumpu. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen