Dass nicht einmal 50 Tage vor den Olympischen Spielen heuer Judo-Weltmeisterschaften stattfinden, führt unweigerlich dazu, dass bei den Sportlern das in Tokio folgende "Ringelspiel" bereits im Hinterkopf herumspukt.

Nur bei einem aus dem achtköpfigen ÖJV-WM-Aufgebot ist das definitiv auszuschließen: Daniel Allerstorfer.

Der Mühlviertler musste schon vor Monaten einsehen, dass der Olympiazug ohne ihn abgefahren ist. Seither hat sich der 28-Jährige neu ausgerichtet und auf EM sowie die nun anstehende WM fokussiert.

Bislang mit Erfolg, wie Yvonne Bönisch sagt.

Die 40-Jährige ist seit Jahreswechsel Österreichs Cheftrainerin und hat als solche hautnah mitbekommen, welche Entwicklung Allerstorfer seither durchmachte. "Er war am Anfang des Jahres mehr oder weniger in einem Loch, als er realisiert hat, dass sein olympischer Traum dahin ist", verweist die Deutsche auf den Punktevorsprung Stephan Hegyis in der Weltrangliste.

Um aus dem Loch herauszukommen, hatte sich Allerstorfer eine kleine Auszeit von den Turnieren genommen, um ihm Training neuen Schwung zu holen. Das zahlte sich erstmals bei der EM Mitte April aus, als er in Lissabon mit Platz sieben sein bisher bestes Resultat bei kontinentalen Titelkämpfen holte. "Dort hat er unglaublich gekämpft", sagt Bönisch.

"Ich würde nicht sagen ‚über sich hinausgewachsen‘, weil er gezeigt hat, was er kann. Das war eines der Highlights des Jahres, muss ich sagen. Weil ich habe ihn am Boden gesehen, wie man Sportler nicht gerne sieht. Er hat dann in wenigen Wochen das Ding mental rumgerissen und hat das bei der EM auf die Matte gebracht", schildert die Olympiasiegerin von 2004.

Ähnliches erhofft sich Bönisch für Allerstorfer nun auch bei der WM. Am kommenden Samstag wird es für ihn ernst, da startet er gegen den Slowenen Enej Marinic in sein Turnier – oder besser: in seinen Jahres-Höhepunkt.

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