So ein Turnier hat Jakob Wiesinger noch nie gekämpft.

Und von der Art und Weise, wie es aufgezogen wurde, wird er wohl wieder etwas warten müssen, um bei einem vergleichbaren Wettkampf auf der Matte zu stehen.

Doch zunächst einmal das Sportliche: Das mit 15 Nationen aus aller Welt (unter anderem Japan, Mongolei oder Kasachstan) besetzte Einladungsturnier hatte es in sich. Zumal es für die Russen eine Art Sichtung für die nächstjährigen U18-Turniere war (darum auch U17). Trotz der starken Gegnerschaft manövrierte sich Wiesinger mit fünf Siegen (2. Runde kampflos wegen eines verletzten Gegners) bis ins Finale, wo der er – gemäß den Schilderungen von U18-Nationaltrainer Ernst Hofer – "nach einer Minute Vollgas-Judo mit O-uchi-gari Ippon gewonnen hat".

Dem Adrenalin sei Dank

Dabei hatte Wiesinger davor noch über Probleme mit Wade und Rücken geklagt. "Als ich dann aber auf der Matte stand, habe ich nichts mehr gespürt", freute sich der 16-Jährige, der zwei Stunden auf den Finalblock warten musste. Warum? Weil das russische Fernstehen den Finalblock live übertrug – und zwar mit nicht weniger als sieben TV-Kameras.

Auch Hofer rieb sich aufgrund des Tamtams rund um die Matte die Augen. Vor allem, als russische Mädchen schon vor dem Finale drum rissen mit Wiesinger Selfies zu machen. "Nach seinem Sieg ging das weiter, da haben sie ihn dann sogar abgebusselt", musste der Trainer schmunzeln. "Der Jacki scheint hier voll der Mädchenschwarm zu sein."

Preisgeld? Egal!

Bei der Siegerehrung – durchgeführt durch Judo-Größen wie Arsen Galstyan, Mansur Isaev, Khasan Khalmurzaev (jeweils Olympiasieger) und Alexander Mikhaylin (Olympia-Silber) – bekamen die Youngster sogar Preisgeld.

Wieviel das bei Jacki war? Hofer: "Als ich ihn nachher gefragt habe, hat er gesagt, dass er es nicht wisse, weil er nicht nachgeschaut hat." …Ob er von den Selfies so abgelenkt war?…Nein, bestimmt war noch so in der Kampfkonzentration gewesen.

Österreich, das auch vom Vorarlberger Trainer Michael Greiter betreut wurde, war mit insgesamt zehn Sportlern vertreten. Mit Anika Schicho (-52/Klosterneuburg), Anna-Lena Schuchter (-63/Vorarlberg), Vache Adamyan (-55/Vorarlberg) und Andreas Wagner (-73/Galaxy) wurde ein Quartett jeweils Dritter.

Serie gegen Japaner verlängert

Was Hofer noch besonders freute: Eine Serie konnte verlängert werden. Bevor der Wiener David Kleiber (Fünfter bis 60 kg) gegen einen Japaner auf die Matte ging, sagte der Trainer in Anspielung an die zuletzt drei Siege der österreichischen Schwergewichtler gegen Japans Stars: "David, du musst jetzt auf 4:0 für Österreich stellen!" Der Athlet folgte artig und hebelte den Japaner ab.

Österreichs Team bleibt nun noch bis Mittwochvormittag zum Trainieren in Tyumen, wo ein Judo-Stützpunkt steht, der Seinesgleichen sucht. Hofer hat bereits versprochen, dass unter anderem ein Besuch in der Kältekammer auf dem Programm steht.

>> Ergebnisse (mit Stempel und Unterschrift, das gibts glaub ich auch nur in Russland)