Mit einer Minute Applaus wurde am Samstag in Kirchham dem Tage zuvor verstorbenen Ernst Hofer gedacht. Eine wunderbare Geste, wenngleich eine Minute Körperrollen zwar treffender aber weniger mehrheitsfähig gewesen wäre.

Der finale Schlagabtausch um den Landesliga-A-Titel, der sich in Folge entwickelte, hätte ihm zweifelsfrei getaugt. Eine Partie, in der die Kirchhamer zur Pause noch 6:5 vorne lagen, die Mühlviertler den Spieß in Durchgang zwei allerdings umdrehten. Dabei setzte Christoph Scheiblhofer, der im Schwergewicht den verletzten Luka Jovic vertrat, mit einem tiefen Seoinage gegen den um rund 15 Kilo schwereren Lukas Beiskammer den umjubelten Schlusspunkt zum 12:10.

Dabei war nur Minuten zuvor Blut über die Matte gespritzt, als Scheiblhofer eine klaffende Platzwunde über dem rechten Auge davongetragen hatte. Ein dicker Verband war notwendig – doch es schien, als ob "Breiti" dieses Handicap noch mehr anstacheln würde. "Mir taugt’s auch voll", sagte er schon beim Verbinden mit leuchtenden Augen. 

Mit einer taktisch cleveren Linie gelang ihm nicht nur die Revanche für seine Niederlage im ersten Durchgang, sondern wurde er auch von seinen Teamkameraden zum UJZ’ler der Runde gewählt. Nur eine Stimme dahinter landete Emil Füreder, der bis 90 erst gegen den am Knie angeschlagenen Hans-Peter Bergthaler und später gegen Simon Prielinger nichts anbrennen ließ.

Aus Spitzbergen eingeflogen

Der Wermutstropfen der Partie war die Verletzung von Tobias Weixelbaumer, der sich bei einem Ausdreh-Versuch gegen Kevin Huemer früh am Brustmuskel verletzte und aufgeben musste. Ersetzt wurde der Ottensheimer nach der Pause von Michael Hofer, der sich bei seinem Strafensieg über Dennis Sosnowski nicht anmerken ließ, dass er 15 Minuten vor der Abfahrt zur Liga erst aus Spitzbergen heimgekommen war. Flugverspätungen inklusive. 

Genauso unbeeindruckt zeigte sich der Routinier dabei auch von der brodelnden Kulisse in Kirchham, die ihrem Ruf als Hexenkessel gerecht wurde. "Eine super Partie mit Spitzenkämpfen", waren sich die Trainer beider Teams nachher einig. Eine, die auch genauso gut anders herum hätte ausgehen können. 

Zwar hatten sich die Kirchhamer eigens für das Finale mit Alex Kaserer (kämpfte 81) verstärkt, da dieser aber erst im zweiten Durchgang (Bernhard Beiskammer: "Ich gebe den Kirchhamern, die regelmäßig im Training sind, den Vorzug.") einsetzte, trug das UJZ bis 81 in Summe zwei Siege davon, beide von Kapitän Norbert Gattringer erkämpft. Während Johannes Beiskammer, der für die Partie extra auf 66 abgenommen hat, für das UJZ nicht zu knacken war, machten Philip Smrzka und Jakob Reumüller im jeweils zweiten 66er-Kampf die unterm Strich sehr wichtigen zwei Punkte. Wertvoller Startvorteil: Bis 50 und bis 55 scorten Laurin Makula und David Reumüller kampflos.

Unterm Strich stand eine der spannendsten Landesliga-Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit. Darüber waren sich Teams beim anschließenden gemeinsamen Essen einig. Auch wegen dieser freundschaftlichen dritten Halbzeit hätte ihm diese Partie getaugt.