„Es ist fast ein wenig unheimlich“, sagt Gerti Ginterseder schmunzelnd.

Zwar ist es die Gramastettnerin gewohnt, bei ihrem Dienstantritt früh morgens nicht allzu viele Leute anzutreffen, doch seit den Ausgangsbeschränkungen fühlt sich das UJZ-Vorstandsmitglied gelegentlich an das Intro zweitklassiger Hollywoodstreifen erinnert.

„Spätestens um halb acht, acht ist in der Stadt für gewöhnlich ja schon sehr viel los – aber jetzt: fast keine Autos, fast niemand ist unterwegs“, schildert die Postbotin, die seit mehr als 20 Jahren ihre Runden im Linzer Kaplanhofviertel dreht. Einzig Polizisten treffe sie gelegentlich an. „Die grüßen jetzt alle auf einmal“, meint Gerti, dass in der Landeshauptstadt mit einem Mal Dorfgepflogenheiten Einzug gehalten haben. Den Bus zur Arbeit habe sie regelmäßig für sich alleine.

Mit Dutzenden Kugelschreibern "bewaffnet"

Gerade in Zeiten von Social Distancing ist die systemrelevante Rolle der Post praktisch unübersehbar. 1350 Adressen beliefert alleine Gerti täglich: "Meine Parteien liegen mir sehr am Herzen." Der Aufwand dabei ist gestiegen. Einerseits weil die Privat-Agentur Feibra (stellen unter anderem die Tips und Rundschau zu) ihren Dienst einstellen musste, da die oft aus Tschechien stammenden Auslieferer nicht mehr berufspendeln dürfen. „Deren Aufgaben übernehmen jetzt auch wir“, so Gerti, die deswegen früher – also bereits um 5 Uhr – anfängt.