Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen

18 UJZ-Schüler der Altersklassen U11 und U13 − vorwiegend unsere Schülerligakämpfer − sind auf Einladung des Judoclubs AKS Strzegom nach Polen gereist. Zugegeben: das ist nicht gleich ums Eck. Doch die Reise hat sich ausgezahlt. Unsere Schüler haben nicht nur beim Turnier abgeräumt, sondern auch bleibende Eindrücke von Land und Leuten mitgenommen.

Doch der Reihe nach:

Am Freitag den 10.06. haben sich unsere Nachwuchsjudoka gemeinsam mit ihren Trainern und Betreuern sowie einigen Eltern und Geschwistern auf den Weg Richtung Polen gemacht. Um 14:00 sind wir im Konvoi von Bad Leonfelden aufgebrochen. Die Hinfahrt hat sich verkehrsbedingt etwas in die Länge gezogen. So waren die Akkus aller Smartphones längst leergespielt, als wir kurz nach 21:00 in Striegau (Strzegom) eintrafen. Unsere erste Station war − für diejenigen, die zum ersten Mal mit dabei waren, doch etwas überraschend − der örtliche Friedhof. Warum?

In Gedenken an Edwarda Brzegowego

Auf dem Friedhof der Schlesischen Stadt liegt Edwarda Brzegowego begraben. Jener Mann, zu dessen Gedenken das Judoturnier jährlich seit 1999 veranstaltet wird. Und nachdem Edwarda Brzegowego, der 1998 mit 51 Jahren sehr früh aus dem Leben geschieden ist, ein enger Freund von Charly Pringruber war, haben wir das Grab besucht und dort von Charly einiges über Edi erfahren.

Auf dem Bild aus dem Jahr 1997: Edward Brzegowego, Sauro Tassinari vom Judoclub Faenza und Charly Pirngruber; Mannschaftswertung damals: 1. AKS Strzegom, 2. Austria, 3. JC Faenza

Abwaage und Abendessen

Danach ging es direkt zur Judohalle zur Abwaage. Es ist immer fein, wenn man schon am Vortag des Wettkampfes offiziell gewogen wird und besonders fein ist es, wenn noch dazu ein halbes Kilo Toleranz gewährt wird. So löste sich die Anspannung einiger Gewichtsklassengrenzgänger, die während der Fahrt dem üppigen Angebot an Mehlspeisen nicht widerstehen konnten. An dieser Stelle noch einmal: danke an die Eltern für die selbstgebackenen Köstlichkeiten! Nach erledigter Abwaage sind die Eltern ins Hotel gefahren und die Kämpfer und Betreuer zur nahegelegen Unterkunft gegangen.
Nachdem die Zimmerbelegung ausgeschnapst und die Schlüssel an die Kinder ausgeteilt waren, kam rasch allgemeine Freude auf. Der Grund war, dass die meisten Zimmer mit Fernseher ausgestattet waren, was insbesondere bei den Fußballfans für Begeisterung gesorgt hat. Doch auch im Speiseraum konnte man zu dem Zeitpunkt die Endphase des EM-Eröffnungsspiels Frankreich gegen Rumänien verfolgen. Gut so, denn sonst hätten wir kaum alle zum gemeinsamen Abendessen überreden können. Eine kalte Jause gab es und zum Drüberstreuen für jeden eine große Schüssel gefüllt mit Milchreis in Erdbeersauce. Gut, dass die Abwaage schon hinter uns lag.

Gestärkt am Kreuzberg – Erfolgreich im Wettkampf

Am nächsten Tag stand nach dem Frühstück eine morgendliche Wanderung am Programm. Das Ziel war der Gipfel des nahegelegenen Kreuzberges. Diese Wanderung ist laut Charly Pirngruber bereits zu einer Art Tradition geworden und sie soll den Kämpfern angeblich besondere Kräfte verleihen. Die Geschichte dazu: Charly, dessen Frau aus der Region stammt, steuert dieses Turnier seit vielen Jahren mit UJZ-Nachwuchskämpfern an. Und so hat es sich zugetragen, dass er eines Tages mit einigen Jungjudokas auf besagten Berg gewandert ist, die kurze Zeit später allesamt den Österreichischen Meistertitel erobert haben. Driton Shala, Reini Pühringer, Peter Pfistermüller und Dani Allerstorfer sind einige der bekannten UJZler, denen die Energie des Kreuzberges damals offensichtlich in den Leib gefahren ist. Ein gutes Omen also für die aktuellen Bergbezwinger – in jedem Fall war es ein gutes Aufwärmtraining.
Es wundert daher nicht, dass sich unser Nachwuchs beim Turnier sehr stark präsentierte. Mit 6 ersten, 3 zweiten und 6 dritten Plätzen hat das UJZ wie schon vor einigen Wochen in Bezigrad (Slowenien) die Vereinswertung gewonnen.

Nachfolgend die Platzierungen unserer Starter:
1. Plätze: Pröll Claire, Michael und Ronald, Schneitler Felix, Füreder Emil, Schmid Florian;
2. Plätze: Radler Helena, Peherstorfer Lisa, Craighero Maximilian;
3. Plätze: Radler Merlene, Wagner Marlene, Eder Leonie, Danner Jakob, Scharinger Niklas, Wurzinger Jonas;
5. Plätze: Wurzinger Lena, Wögerbauer Simon, Danner Julius;

Verglichen mit Bezigrad war das Turnier in Striegau zwar nicht ganz so stark besetzt, aber „a gmahde Wiesn“ war es für viele trotzdem nicht. Unsere Nachwuchskämpfer waren gefordert ihr Bestes zu geben. Das haben sie getan und bei den meisten hat das erfreulicherweise für das Stockerl gereicht.
Dass alle UJZler unter der Vereinsbezeichnung „Gramastetten“ genannt wurden, hat bei manchem Kämpfer, vor allem aber bei Marianne, für leichte Irritation gesorgt. „Darüber werden wir bei der nächsten Trainersitzung noch einmal reden“ merkte sie schmunzelnd Richtung Charly an. Doch der lächelte nur und war sichtlich zufrieden damit, dass Gramastetten so erfolgreich war.

Kultur und Geschichte

Nach dem Wettkampf, am späten Nachmittag, haben wir im Zuge eines ausgedehnten Spaziergangs Striegau erkundet. Schließlich sollten die Kinder mehr als nur die Sporthalle der Stadt sehen. Dass der Spaziergang deshalb so lange ausgefallen ist, damit die Kinder zur Schlafenszeit müde sind, ist eine Unterstellung, die an dieser Stelle nicht weiter kommentiert wird ;-)
Jedenfalls war es gut so, denn unser Quartier mussten wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit einer Hochzeitgesellschaft teilen. Und während sich so mancher Betreuer mit Klopapier in den Ohren bis drei Uhr in der Früh zu „Cheri Cheri Lady“ und anderen tollen polnischen und internationalen Hits im Bett hin und her wälzte, haben die Kinder trotz der sehr lauten Musik tief und fest geschlafen.
Am Sonntag haben wir schließlich unsere Zelte wieder abgebrochen, uns aber nicht direkt Richtung Heimat auf den Weg gemacht. Als kulturellen Höhepunkt der Reise hatte Charly für unsere „Reisegruppe“ eine Führung durch das imposante Schloss Fürstenstein organisiert. Der danach geplante Abstecher zur Skiflugschanze Harrachov ist sich zeitlich leider nicht mehr ausgegangen, schließlich hatten wir noch einen langen Heimweg vor uns. Die Retourfahrt war staufrei und somit nach knapp 6 Stunden geschafft. Mitgenommen haben wir neben dem sportlichen Erfolgen eine Menge an Eindrücken und gemeinsamen Erlebnissen. Und das ist gut so.